Mit Schraubendreher oder Hammer beschäftigt sich Zeller Engineering höchstens bei der Wartung der eigenen Maschinen. Denn der Werkzeugspezialist aus Zell an der Mosel ist ein gefragtes Fachunternehmen für die Spritzgussindustrie in der ganzen Welt. Doch die Nachfrage kommt auch direkt aus der Nachbarschaft – und reicht von dort weit über die Region hinaus.
Bodenständig und regional aus Tradition.
Beim Blick auf das Firmenschild von Zeller Engineering in der Willi-Gräbner-Straße stellt sich für viele ein Déjà-vu-Erlebnis ein: Kennt man den Namen nicht irgendwoher? Ja, kennt man. Zeller Engineering ist eine eigenständige Ausgründung der Zeller Plastik Deutschland GmbH, dem Spritzgusshersteller im Gewerbegebiet am anderen Ufer der Mosel, auf dem Zeller Höhenstadtteil Barl.
Diese räumliche Nähe kommt nicht von ungefähr: Auch wenn Zeller Engineering Hochleistungswerkzeuge für die Spritzgussindustrie in aller Welt herstellt, heißt ein wichtiger Partner doch Zeller Plastik. Gemeinsam gehören die beiden Unternehmen zur globalen Berry-Gruppe. Trotzdem gibt sich auch Zeller Engineering bodenständig und regional. Schon aus Tradition.
Wahrer Schöpferstolz.
Die insgesamt rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort – ob nun beim Spritzgießer oder beim Werkzeugmacher – teilen nicht nur Traditionen und Namen, sondern auch liebenswerte Eigenheiten: „Ich habe eine echte Berufskrankheit. Sobald ich in ein Geschäft gehe und eine Flasche sehe, öffne ich erst einmal den Verschluss und schaue, ob der von uns ist“, sagt Christian Fritzer. Er ist Werkstattleiter bei Zeller Engineering. „Man redet immer von einem kleinen Verschluss, aber es steckt viel mehr dahinter. Die ganze Konstruktion ist super aufwendig.“
Ähnlich denkt auch Annika Simon. Sie steckt in der Ausbildung zur Produktdesignerin mit dem Schwerpunkt Maschinen- und Anlagenkonstruktion. Eine Berufswahl, die sie manchmal erklären muss: „Ich weiß, dass mein Beruf nicht alltäglich ist. Schon gar nicht als Frau. Gerade die ältere Generation hat oft noch Vorurteile. Aber es wird nach und nach besser.“ Auch sie kennt den Macherstolz: „Die Identifikation mit dem Produkt ist stark. Wenn man durch die Läden geht und seine Produkte sieht, weiß man, welche Schwierigkeiten man in der Entwicklung hatte, wie man es optimiert hat usw. Das ist schon etwas sehr Besonderes.“
Exot auf dem regionalen Arbeitsmarkt.
Sowohl bei der Zeller Engineering GmbH als auch bei der Zeller Plastik Deutschland GmbH können junge Menschen in vielen industriellen und technischen Berufen durchstarten. Das ist in einer handwerklich und touristisch geprägten Region wie CochemZell selten.
Trotzdem kämpft auch Zeller Engineering mit dem Bewerbermangel: „Es ist schwer, jemanden zu begeistern“, weiß Christian Fritzer. „Der Ausbildungsmarkt ist stark im Umbruch. Als großes Produktionsunternehmen sind wir ein Exot im Umkreis. Trotzdem müssen wir für die Leute interessanter werden, einige wollen abwandern.“
Zumindest für Annika ist die Sache aber längst entschieden: „Ich habe hier alle Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln. Nach meiner Ausbildung würde ich gern ein Duales Studium machen und dem Unternehmen helfen, weiterzukommen. Und ich weiß, dass mich Zeller Engineering dabei unterstützen wird.“
Brücke zwischen Generationen.
Weniger besonders ist der Weg, der Christian und Annika zur Zeller Engineering GmbH geführt hat. Zumindest für die Region CochemZell. Christian arbeitet bereits in vierter Generation im Unternehmen, Annika kam durch ihren Vater auf ihre Ausbildungsidee.
„Die meisten unserer Azubis kommen aus dem näheren Umfeld, auch wenn sich das langsam erweitert. Die Brücke zwischen einem Unternehmen in der Region, den altgedienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und dem Nachwuchs ist hier sehr schnell geschlagen“, erläutert Werkstattleiter Fritzer.
Darüber hinaus bestehe allerdings noch etwas Werbebedarf: „Hätte mir mein Vater nicht von der freien Stelle erzählt, hätte ich von meinem jetzigen Berufsfeld vermutlich nie etwas gehört. Solche Tätigkeiten und Karrierechancen werden in der Schule leider viel zu selten besprochen. Dabei bin ich mir sicher, dass viele von der Technik genauso fasziniert wären wie ich“, sagt Annika. „Am Ende sehe ich immer, was ich gemacht habe“, ergänzt sie.
Von der Mosel in alle Welt.
Nicht nur die Werkzeuge werden in die große, weite Welt geschickt. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren von der Zugehörigkeit zum Global Player Berry: „Wir können aus unserem kleinen, regionalen Werkzeugbau in alle Regionen der Welt gehen und uns zum Beispiel anschauen, wie es bei Berry in Afrika, China oder Südamerika aussieht. Es ist wichtig, über den Tellerrand zu blicken und so neue Impulse für unsere Arbeit hier zu bekommen“, sagt Christian Fritzer.
Beim Blick über diesen Tellerrand wird auch klar, welche Herausforderungen die Region für Unternehmen wie Zeller Engineering bereithält: „Ich würde gern häufiger mit dem Bus zur Arbeit kommen. Aber das gestaltet sich sehr schwierig. Auch meine Berufsschule erreiche ich am besten mit dem Auto. Wollte ich die Bahn nehmen, müsste ich jeden Tag um fünf Uhr losgehen und mehrmals umsteigen“, erzählt die Auszubildende. Umso wichtiger also, dass der Landkreis bereits an besseren Verbindungen und Taktungen gearbeitet hat und insbesondere den Busverkehr auch weiterhin optimiert.
Trotz kleinerer Herausforderungen betont Annika, wie sehr sie sich hier wohlfühlt. So geht es auch Christian: „Wir leben in einer Region, in der andere Urlaub machen. Man muss sich nur mal umschauen, um zu verstehen, warum wir alle hier so stark verwurzelt und glücklich sind.“
Selbstverständliche Machermentalität.
Bei einem Werkzeugmacher ist Machermentalität Teil der Berufsbeschreibung. Vielleicht ist das der Grund, warum sich Zeller Engineering Fragen zur Nachhaltigkeit oder Zukunft mit Selbstverständlichkeit und Selbstbewusstsein stellt: „Unsere Kunden fragen immer mehr nach Wiederverwendbarkeit und Rezyklaten. Das wiederum stellt höhere Anforderungen an unsere Werkzeuge und Maschinen. Aber genau darin sehe ich unsere Stärke: Wenn es neue Entwicklungen gibt, setzen wir Impulse für die gesamte Industrie“, sagt Christian.
Von eitel Sonnenschein will er trotzdem nichts hören: „Die nächsten fünf bis zehn Jahre werden für uns definitiv eine Herausforderung. Vor allem in Hinblick auf Azubis und Fachkräfte. Aber ich glaube, das schaffen wir. Schließlich arbeiten wir nicht umsonst so hart an der Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ In einem Fach müssen diese offensichtlich nichts mehr lernen: Stolz und Identifikation mit dem eigenen Produkt, dem eigenen Unternehmen und der Heimatregion CochemZell.
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