Spätestens seit der Pandemie muss die ulticom ihr Angebot nicht mehr erklären. Der Spezialist für Waschraumlösungen und Hygieneprodukte ist jedoch nicht erst seit Corona erfolgreich. Woran das liegt? An guten Ideen zur richtigen Zeit – und einem pragmatischen Blick auf das, was zählt.
Saubermann aus Zufall.
Ein Waschraum, in dem es nur Stückseife und Stoffhandtuch gibt? Das ist heute unvorstellbar. Doch Andreas Gies, Inhaber und Geschäftsführer der ulticom Mid-West in Zell, kennt diese Zeiten noch gut. Schließlich musste er zu Beginn der Neunziger viel Überzeugungsarbeit leisten. Damals fing er an, als einer der ersten Papierrollenspender auf dem deutschen Markt zu vertreiben. Diese wurden in den USA hergestellt, hierzulande gab es so etwas einfach nicht.
Eigentlich sollten die Papierrollen nur ein zweites Umsatz-Standbein für den Gies’schen Großhandel werden. Doch der Hygiene-Funke sprang über. Zusammen mit zehn anderen Gesellschaftern gründete er 1998 die ulticom Hygiene-Deutschland GmbH und erweiterte das Sortiment nach und nach zu einem Fullservice-Anbieter für alles, was Waschräume für wahre Hygiene benötigen: „Bei uns müssen sich Kunden um nichts kümmern – außer darum, Papier nachzulegen“, sagt Andreas Gies. Im Mittelpunkt des Portfolios stehen heute verschiedenste berührungslose Waschraumspender, die Kunden aus Industrie und Gewerbe mieten und von ulticom von A bis Z betreuen lassen können.
Die Amerika-Connection hat sich allerdings schon lange erledigt. Stattdessen fand die ulticom 2006 einen deutschen Hersteller, mit dem sie gemeinsam an sensorgesteuerten Handtuchspendern, Desinfektionshelfern und ähnlichen Lösungen tüftelte. Das Konzept ging auf, die Partnerschaft wuchs und ulticom wurde zum alleinigen Vertriebler und Servicedienstleister dieser Entwicklungen. Heute gehen rund 30.000 Spender jährlich auf ihre Reise in alle Teile der Bundesrepublik sowie in die Beneluxstaaten.
Dafür braucht es natürlich mehr Mitstreiter als die 35 Mitarbeiter am Standort Zell. Die ulticom unterhält 15 Stützpunkte in ganz Deutschland. Und das Team in Zell soll nun weiter wachsen. Eben weil Hygiene heute ein so wichtiges Thema in allen Lebensbereichen ist, will sich die ulticom deshalb wieder stärker auf den Nachwuchs konzentrieren. Demnächst beginnt ein neuer Azubi seine Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement, weitere sollen folgen.
Ausbildung als Persönlichkeitsentwicklung.
„Unsere Azubis sollen nicht nur fachlich ausgebildet werden, sondern sich auch als Mensch entwickeln können“, erklärt Andreas Gies das Lehrkonzept des Hauses. „Das Soziale ist für uns sehr wichtig, schon weil wir so viel mit Menschen zu tun haben.“ Das gelte nicht nur für Azubis und Angestellte, sondern umso mehr für die Chefetage: „Als Führungskräfte müssen wir eine Kultur schaffen, die motiviert. Die Mitarbeiter sind unsere Hauptakteure, das eigentliche Kapital. Wer Spaß an der Arbeit hat, kommt gern zur Arbeit. Wer gern zur Arbeit kommt, kann bessere Ergebnisse erzielen und gibt dem Unternehmen umso mehr zurück.“



Diese Maxime ist für Andreas Gies von so großer Bedeutung, dass sie auch in andere wichtige Unternehmensaufgaben hineinspiele. Etwa in die Nachhaltigkeit. Diese betrachtet ulticom ganz pragmatisch. Zum Beispiel, wenn es um das betriebliche Logistikkonzept geht. Bei rund 30.000 Paketen und ca. 7.500 Paletten pro Jahr wäre es ökologischer Wahnsinn, immer noch alles selbst auszuliefern. Deshalb hat ulticom diese Aufgabe schon vor Jahren an große Paketdienstleister ausgelagert, „denn die fahren eh“, betont der Geschäftsführer mit einem Grinsen.
Auch entwickeln sie die Akkus ihrer automatischen Spenderlösungen beständig weiter. Diese halten über 2.000 Aufladezyklen und reduzieren damit die Abfallmenge an Batterien enorm. Das Handtuchpapier oder die Gehäusematerialien werden ebenfalls weitergedacht. Man mache hier nicht alles mit, sondern nur das, was für das Unternehmen Sinn ergibt.
Das Wie ist wichtiger als das Wo.
Ob der Standort Zell für ulticom Sinn ergibt, steht für Andreas Gies überhaupt nicht zur Debatte: „Ich bin in der Gegend verwurzelt und gern hier zuhause. Das ist schon alles.“ Geschäfte könne man schließlich überall machen, das Wie sei wichtiger als das Wo.
Trotzdem sei ihm klar, dass die Umgebung unbestreitbare Vorteile bietet – zum Beispiel kurze Wege zu Partnern oder Kunden, ein starkes Gemeinschaftsgefühl und die Verbundenheit zur Region. Anders hätte der Standort vermutlich kaum so erfolgreich werden können, räumt er ein.
Bei einem bestimmten Regio-Thema fährt der pragmatische und aufgeräumte ulticom-Geschäftsführer dann doch noch hoch: „Drama! Echt Drama!“, ruft er aus. „Was hier in der Vergangenheit an Internet-Geschwindigkeiten zu haben war, konnte man sich nicht angucken.“ Dabei sei ulticom trotz aller persönlichen Kundennähe ein sehr digitales Unternehmen, man arbeite viel über Teams, habe gerade ein neues Warenwirtschaftssystem etabliert.
„Unsere digitalen Tools sind nicht nur installiert, wir nutzen sie auch“, sagt Andreas Gies mit einem etwas ironischen Lächeln. Eine schnelle Internetverbindung ist da natürlich wichtig. Doch es tut sich was in CochemZell: „So langsam geht es mit dem Glasfaserausbau voran, auch wir waren vor kurzem an der Reihe.“
Beklagen will sich Andreas Gies ohnehin nicht – ob gegenüber Reportern oder in der regionalen Politik: „Wir wollen einfach einen guten Job machen und uns ansonsten aus öffentlichen Themen raushalten“, sagt er. So käme er nämlich besser an sein nächstes Ziel: den Umsatz in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. „Das klingt ambitioniert? Finde ich auch. Aber ich weiß, dass wir das schaffen können.“ Am Wie arbeiten er und sein Team bereits.
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