Situation im Büro

Wi rtscha f t

Unternehmensreportage Bäckerei Müsch

Begeisterung für das tägliche Brot

Backkultur Müsch GmbH & Co. KG., Alflen

Das traditionelle Bäckerhandwerk ist so beliebt wie eh und je – trotz Preisdruck und Nachwuchssorgen. Kunden und Gäste in ganz CochemZell schwören auf die täglich frischen Kreationen von Backkultur Müsch – sowohl am Stammsitz in Alflen, wie auch in den weiteren Filialen im Kurvenkreis. Denn hier wird Qualität mindestens genauso großgeschrieben wie die Begeisterung für den Beruf.

Auf „Du und Du“ mit der Region.

„Christine, wir brauchen bis morgen noch 60 Brötchen!“, platzt eine Kundin unbekümmert in unser Interview in der Bäckerei Müsch in Alflen. „Kein Problem, machen wir“, sagt Christine Müsch-Schrörs genauso unbekümmert, bevor sie noch schnell einen Stammkunden verabschiedet. Natürlich mit Vornamen und besten Wünschen für die Familie zuhause.

Wer die gemütlich-freundlichen Verkaufsräume von Backkultur Müsch in Alflen betritt, fühlt sich sofort wie zuhause. In den Filialen in Cochem-Brauheck, Landkern, Ulmen und in den Cafés in Lutzerath und Ulmen ist es nicht anders. Das ist kein Zufall, sondern Teil des Betriebskonzepts: „Die Atmosphäre ist mindestens genauso wichtig wie die Qualität unserer Backwaren. Ich finde, das macht einen traditionellen Handwerksbäcker aus“, sagt Christine Müsch-Schrörs.

Sie ist der kreative Kopf hinter all den Broten, Brötchen und Torten, hält Meistertitel als Bäckerin und Konditorin. Zudem ist sie Betriebswirtin des Handwerks. Sie wuchs direkt hier im Haus in Alflen auf, wo ihr Vater 1964 seine erste eigene Bäckerei eröffnete. 

Seitdem sind bewusst nur wenige weitere Standorte hinzugekommen: „Wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Umkreis und damit auf kurze Wege. Müssten wir weiter fahren, um unsere Filialen zu beliefern, kämen die Backwaren ja nicht mehr frisch in der Verkaufstheke an“, erklärt Guido Schrörs.

Zusätzlich liefert die Bäckerei ihre Waren auch an Campingplätze und Hotels / Pensionen an der Mosel aus und fährt samstags ganz traditionell mit zwei Verkaufswagen durch die umliegenden Dörfer. Als Christines Ehemann hält sich Guido aus dem kreativen Teil der täglichen Arbeit heraus. Stattdessen hält er seiner Frau „nur den Rücken frei“, wie er selbst sagt.

Diese Dynamik funktioniert, Müsch kann sich nicht über mangelnde Kundschaft beschweren. Über die Fähigkeiten der eigenen Azubis in Bäckerei und Konditorei auch nicht. Doch bis man jemanden in die Backstube bekomme, sei es nicht so einfach.

Leckere Brötchen von der Bäckerei Müsch
  Täglich frische Brote und Brötchen...
Eine Mitarbeiterin der Bäckerei Müsch verziert eine Torte in der Backstube.
 ... sowie leckere Kuchen und Torten.

Neue Ideen für den Bäckerberuf.

Das Nachwuchsproblem im Bäckereihandwerk liegt in der Natur der Sache: „Dies ist kein Beruf wie jeder andere. Gerade die frühen Anfangszeiten schrecken viele ab. Viele junge Bäckereien versuchen deshalb, ihre Betriebszeiten weiter in den Tag zu schieben“, erklärt Christine Müsch-Schrörs. Diese Trendwende hält auch bei Backkultur Müsch Einzug: „Wir investieren gerade in neue Kühlanlagen. Damit können wir Teige besser vorbereiten und so die Anfangszeiten in der Produktion um ein bis zwei Stunden nach hinten verlegen“, sagt sie.

Das mache zwar viel aus. Doch wichtiger sei die Tatsache, dass sonst typische Faktoren für eine Lehrstelle in der Backstube nur eine untergeordnete Rolle spielen: „Der Schulabschluss, das Alter und sogar Deutschkenntnisse sind in der Produktion nicht so wichtig. Wir fragen Bewerber immer zuerst, was sie an unserem Beruf interessiert. Dieses Interesse zeigt sich später in den Backwaren“, ist Christine Müsch-Schrörs überzeugt. So kommt es, dass ein kleiner Familienbetrieb wie Backkultur Müsch nicht nur „erstaunlich international“ ist, sondern auch über die Grenzen der Region hinaus glänzen kann.

Der ehemalige Müsch-Azubi Niklas Ring wurde jüngst zum besten Bäckergesellen des Landes Rheinland-Pfalz gekürt, sackte auch den gesamtdeutschen Vizetitel ein und fährt damit zur Weltmeisterschaft nach Brasilien. In der Backstube ist derzeit ein 39-jähriger Mitarbeiter aus El Salvador auf dem Weg zum gelernten Bäcker. 

Selbst die Konditorin Theresa Dehen mit abgeschlossenem BWL-Studium ist bereits durch Christine Müsch-Schrörs‘ Schule gegangen, hat mittlerweile den Meistertitel erlangt und sich mit ihrem „Macaroniversum“ selbstständig gemacht.

Um keine Talente zu verpassen, hält die Bäckerei zudem intensiven Kontakt mit entsprechenden Stellen aus dem Umkreis: „Die wissen, wonach wir suchen und bringen uns immer wieder sehr fähige Leute, die sich von selbst vermutlich nie bei uns beworben hätten“, sagt Christine Müsch-Schrörs. So sei das eben hier: Man spricht miteinander, man kennt sich, man hilft sich.

Süßer Ausblick in die Zukunft?

Während einige den touristischen Boom rund um Mosel und Eifel zum Teil auch mit Skepsis betrachten, ist die Reiselust für Backkultur Müsch ein Segen. Insbesondere das Café in Ulmen brummt, seitdem der Maar-Stollen eröffnet hat und im Sommer oder am Wochenende zahllose Gäste in die Stadt und den Laden spült. Auch der neue, wieder erwachte Qualitätsanspruch der Kunden helfe, die hohen Kosten für Servicekräfte und Handwerksbackwaren einzufangen.

Trotzdem macht sich Christine Müsch-Schrörs keine Illusionen: „Die Discounter schlafen nicht, auch dort wird die Qualität immer besser. Wir müssen unseren Kunden deshalb immer etwas mehr bieten – sei es das Eingehen auf individuelle Wünsche oder eben die Atmosphäre in unseren Geschäften.“ Viele Handwerksbäcker mit Cafébetrieb setzen auf Selbstbedienung, für Backkultur Müsch ist das undenkbar.

All das hilft, aber nicht immer. Der demographische Wandel macht auch vor einem gemütlichen und heißgeliebten Dorfbäcker nicht halt: „Unter der Woche kommt nachmittags kaum noch jemand in unsere eher versteckt gelegene Dorf-Filiale in Alflen. Darum haben wir die Öffnungszeiten teilweise reduziert, es lohnt sich einfach nicht. Die Leute sind wesentlich gestresster, wollen nach der Arbeit einfach nach Hause“, sagt Christine Müsch-Schrörs.

Vom Meckern halten sie und ihr Mann ohnehin nichts. Anpacken ist angesagt. Wenn sie an die Zukunft denken, bleiben sie deshalb pragmatisch: „Wir wollen irgendwann einen Nachfolger finden, der unser Geschäft weiterführt. Dafür investieren wir, schließlich will niemand einen abgerockten Betrieb kaufen. Bis dahin zählt aber vor allem, dass wir gesund bleiben“, sagt Guido Schrörs.

Als seine Frau Christine gerade beginnt zu erklären, wie die Bäckerei den Vereinen und sozialen Einrichtungen der Umgebung mit frischen Backwaren aushilft, betritt schon der nächste Kunde den Laden und steuert auf den Tisch zu: „Hallo Christine, kannst du…“ - Christine kann. Kein Problem!


Noch mehr über unseren Kurvenkreis-Partner Backkultur Müsch erfahrt ihr im Unternehmensprofil auf unserer Webseite.